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Diskussionsforum „Wegmarken der Deutsch-Sowjetischen Beziehungen“

Diskussionsforum „Wegmarken der Deutsch-Sowjetischen Beziehungen“

Diskussionsforum „Wegmarken der Deutsch-Sowjetischen Beziehungen“, © Deutsche Botschaft Moskau

02.10.2020 - Artikel

Am 01.10.2020 organisierte die Botschaft, gemeinsam mit der Friedrich-Ebert-Stiftung, der Hanns-Seidel-Stiftung, der Konrad-Adenauer-Stiftung und dem Institut für allgemeine Geschichte der Russischen Akademie der Wissenschaften ein Diskussionsforum.

Es fand im Hotel „President“ in Moskau in den Räumlichkeiten statt, in denen am 12.09.1990 mit der Unterzeichnung des „Vertrags über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland“ (Zwei-plus-Vier-Vertrag) Weltgeschichte geschrieben worden war.

Botschafter von Geyr eröffnete die live im Internet übertragene Veranstaltung mit einem Grußwort. Darin würdigte er die in diesem Jahr begangenen Jubiläen bedeutender Meilensteine in den deutsch-sowjetischen Beziehungen und zugleich der Zeitgeschichte:

  • 65 Jahre seit dem historischen Staatsbesuch von Bundeskanzler Adenauer in der Sowjetunion mit der nachfolgenden Heimholung der letzten deutschen Kriegsgefangenen und der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion,
  • 50 Jahre Unterzeichnung des Moskauer Vertrages (1970) als Grundstein der neuen Ostpolitik von Bundeskanzler Willy Brandt, die zu einer Entspannung zwischen Ost und West führte,
  • 30 Jahre Unterzeichnung des „Vertrags über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland“ (Zwei-plus-Vier-Vertrag) als außenpolitische Grundlage für die Herstellung der deutschen Einheit am 3.10.1990.
Botschafter von Geyr
Botschafter von Geyr © Nikita Markov

Botschafter von Geyr würdigte diese Meilensteine in ihrer Gesamtheit und als Teil einer deutschen Entspannungs-, Friedens- und Wiedervereinigungspolitik, die Vertrauen schuf, die Nachkriegsbeziehungen mit der Sowjetunion auf eine kooperative Grundlage stellte, daher das Zusammengehören von Frieden und Freiheit zum Ziel behielt, und für Sicherheit und Stabilität auf dem europäischen Kontinent wichtig war. Die Wiedervereinigung Deutschlands sei möglich gewesen durch den gemeinschaftlichen Willen der Alliierten, eine friedliche, regelbasierte und völkerrechtskonforme Veränderung der europäischen Nachkriegsordnung zuzulassen. An den damals vorherrschenden Wunsch zur Verständigung auf Basis eines gewachsenen Vertrauens und mutige, weitsichtige Politik müsse auch heute erinnert werden, in einer Zeit, in der das deutsch-russische Verhältnis aufgrund eines gravierenden Vertrauensverlustes seiner vielleicht schwersten Prüfung seit 1990 ausgesetzt sei.

Auch der Stellvertretende Leiter der III. Europäischen Abteilung im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der Russischen Föderation, Oleg Krasnizki, erinnerte an die damals erreichte Verständigung. Gerade in der heutigen schwierigen Phase der internationalen Beziehungen, die gekennzeichnet seien von grundlegenden Meinungsverschiedenheiten, von einer „Zerreißprobe im deutsch-russischen Verhältnis“, dürfe der Dialog nicht abreißen.

In einer besonderen Geste der Wertschätzung für die Veranstaltung in einer herausfordernden Zeit wandten sich anschließend Sergej Lawrow, Außenminister der Russischen Föderation und Heiko Maas, Bundesminister des Auswärtigen, mit Videobotschaften an die Teilnehmer der Veranstaltung.
Als Zeitzeugen und Akteure des 2+4-Verhandlungsprozesses und der deutsch-sowjetischen Verständigung teilten Botschafter Wolfgang Ischinger, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz (per Videogrußwort) und Gesandter a.D. Wladimir Polenow, Vizepräsident der Gesellschaft „Russland-Deutschland“ ihre Gedanken mit dem Publikum.

Die beiden Ko-Vorsitzenden der Gemeinsamen Deutsch-Russischen Historikerkommission, Prof. Dr. Alexander Tschubarjan und Prof. Dr. Andreas Wirsching, analysierten in ihren Video-Grußworten die Wegmarken der deutsch-sowjetischen Beziehungen in ihrer Bedeutung für das künftige Verhältnis zwischen Deutschland und Russland.

Der ergreifende musikalische Höhepunkt der Veranstaltung war die konzertante Aufführung von Stefan Heuckes „Variationen mit Haydn“ durch die weltbekannte Kölner Pianistin Ana-Marija Markovina. Sie hatte die Mühen und Unwägbarkeiten einer beschwerlichen Anreise nach Moskau in Zeiten der Corona-Pandemie auf sich genommen, um die berühmten Variationen des Deutschlandliedes an diesem besonderen, die deutsche Einheit symbolisierenden Ort, zu präsentieren.

In einer zukunftsgewandten Diskussion erörterten anschließend deutsche und russische Experten, junge Erwachsene und Jugendliche Handlungsfelder, Probleme und Optionen für die künftige Gestaltung der deutsch-russischen Beziehungen in uns verbindenden Europa.

Wir danken dem Historischen Dienst und Politischen Archiv des Auswärtiges Amts und dem Historisch-Dokumentarischen Departement des Außenministeriums der Russischen Föderation für die Bereitstellung historischer Dokumente zum „Zwei-plus-Vier-Vertrag“ sowie der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur für die Ausstellung „Der Weg zur deutschen Einheit“.

Die Veranstaltung fand im Rahmen des Deutschlandjahres in Russland 2020/21 statt.

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