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Grußwort von Pressereferatsleiter Bernd Heinze anlässlich des Medienforums Plus 2021

Medienforum 2021

Medienforum 2021, © Medienforum.ru

23.11.2021 - Rede

Grußwort des Leiters des Pressereferats, Bernd Heinze, anlässlich des Medienforums Plus 2021 des Deutsch-Russischen Forums e.V.

Sehr geehrter Professor Tschumatschenko, sehr geehrter Herr Nitzsche, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Medienforum,

ich freue mich sehr, dass das Deutsch-Russische Forum auch in diesem Jahr das Pressereferat der Deutschen Botschaft wieder zur Eröffnung seines Medienforums eingeladen hat. Ich bin Ihrer Einladung ausgesprochen gerne gefolgt.

Wenn wir eine Zeitung lesen, einen Fernsehbeitrag anschauen oder uns in den Sozialen Medien informieren, glauben wahrscheinlich die meisten unter uns, dass wir beurteilen können, ob es sich um ein Qualitätsmedium handelt. Unsere Beurteilungskriterien sind dabei meist subjektiv. Öffentlich-rechtliche Medien, Medien, die im Ruf stehen, investigativ zu sein oder Medien, die auf eine lange Tradition zurückblicken, empfinden die meisten von uns von vornherein oft als „Qualitätsmedien“. Auf der anderen Seite müssen neue Medien immer erst über eine gewisse Zeit beweisen, ob sie wirklich Qualität bieten. Bunte Bilder werten wir manchmal als Zeichen für mindere Seriosität. Aber sind sie wirklich ein Zeichen für mindere Qualität? Sie sehen, wie trügerisch das eigene Empfinden sein kann, wie fraglich unser innerer Kompass als Gradmesser ist, wenn es darum geht, die Qualität eines Mediums zu messen.

Sie wollen bei der Veranstaltung, die heute beginnt, mehr Klarheit darüber gewinnen, wie Medienqualität gemessen werden kann. Dazu werden Sie möglicherweise Einiges über den Lesernutzen, die spezifische Wertschöpfung eines Mediums über die allgemein zugängliche Nachrichtenlage hinaus, die Relevanz für den Leserkreis, der angesprochen werden soll und die Güte der Sprache erfahren. Sie werden am Ende vielleicht auch lernen, die Kriterien für handwerkliche Qualität von denen für den journalistischen Mehrwert zu unterscheiden.

Qualität der Medien bemisst sich aber nicht nur an der des einzelnen Mediums, sondern auch an den Medien in ihrer Gesamtheit - als Medien eines Landes oder einer Gattung - wir sprechen von Printmedien, Radio, Fernsehen, online-Medien oder Sozialen Medien. Auch hier wird verschiedenen Gattungen à priori verschiedene Qualität beigemessen. Printmedien dürften als Gattung in der perzipierten Qualität über den Sozialen Medien liegen. Vielleicht liegt das aber nicht an den Medien selbst, sondern an ihrem Nutzerkreis. Einer Zeitung, die eher von einem Universitätsprofessor gelesen werden dürfte, wird automatisch mehr Qualität zugesprochen, als einem Sozialen Medium, auf dem auch viele Kinder und Jugendliche Meldungen in ihrem eigenen Jargon untereinander austauschen.

Qualität der Medien ist kein Selbstzweck. Sie ist relevant für unser Staatswesen, für die Politik und für die Gesellschaft. Bundespräsident Steinmeier sagte beim Festakt zu „70 Jahre Deutsche Presse-Agentur“: „Die Demokratie braucht den Journalismus. Nicht irgendeinen Journalismus, auch keinen, der Geschichten erfindet oder manipuliert, sondern einen, der recherchiert, prüft und analysiert, bevor er publiziert. Die Demokratie ist im Dauerfeuer der News und Fake News mehr denn je auf verlässliche Quellen, auf eine Gewichtung und Einordnung von Nachrichten angewiesen. Seien Sie also wachsam und kritisch bei den Medien, die Sie verwenden und noch mehr bei den Medien, für die Sie Inhalte produzieren.“

Aus meiner Sicht gehört zur Qualität eines Mediums daher auch ganz wesentlich die Art und Weise, wie seine Berichterstattung auf die Empfänger wirkt. Berichterstattung in den Medien erreicht viele Menschen. Sie kann eine enorme Wirkung entfalten. Daher erfordert sie ein großes Verantwortungsbewusstsein von denen die berichten, also auch von Ihnen allen. Erinnern wir uns an den Sturm auf das US-amerikanische Kapitol am 6. Januar dieses Jahres. Insbesondere den Sozialen Medien wurde damals vorgeworfen, sie hätten dieses Verantwortungsbewusstsein nicht gezeigt und so zu den dramatischen Ereignissen beigetragen.

Und Sie werden mir zustimmen: Nur eine vielfältige Medienlandschaft ist eine gute Medienlandschaft. Nur Medien, die frei sind, können ihr Potenzial voll entfalten. Staatliche Einflussnahme und staatliche Repression zerstören dieses Potenzial. Ein wirklich gutes Medium muss unabhängig von jedem staatlichen, parteipolitischen und wirtschaftlichen Einfluss die objektive Nachricht pflegen können. Es muss unabhängig von Zensur oder staatlicher Reglementierung, aber auch unbehindert durch staatliche Manipulation sein. Ich glaube, dass Medien, denen von staatlicher Seite die Inhalte, die Narrative und die Art und Frequenz, wie sie darüber zu berichten haben, vorgegeben werden, per Definition keine qualitativ hochwertigen Medien sein können. Und auch hier liegt letzten Endes die Verantwortung bei Ihnen. Sie entscheiden, was sie berichten, wie sie berichten, aber auch, welchen Preis sie gegebenenfalls für gute Berichterstattung zu zahlen bereit sind.

Gestatten Sie mir zum Abschluss noch einen Rat: Der politischen Willensbildung geht die Meinungsbildung voraus. Demokratie und Medien brauchen einander. Gemeinsam funktionieren können Sie aber nur, wenn sie die professionelle Distanz zueinander wahren. Berichterstattung und Politik müssen je eigene Sphären bleiben - mit unterschiedlichen Spielregeln. Nur so bewahren die Medien ihre Unabhängigkeit und die Demokratie kann von ihnen profitieren. Bitte denken Sie bei Ihrer Tätigkeit immer daran.

Vielen Dank. Ich wünsche Ihnen eine spannende und erfolgreiche Konferenz.

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