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Grußwort des Präsidenten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Wolfgang Schneiderhan, anlässlich der Übergabe von Daten im Rahmen des Projektes zur Klärung des Schicksals sowjetischer und deutscher Kriegsgefangener und Internierter des Zweiten Weltkriegs
Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Wolfgang Schneiderhan, © picture alliance/Swen Pförtner/dpa
Verehrte Festgesellschaft,
verehrte Damen und Herrn,
als Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge freue ich mich, dass ich mich anlässlich des 75. Jahrestages des Sieges der Sowjetunion über das nationalsozialistische Deutschland an Sie wenden darf. Gerne nutze ich diese Gelegenheit, all unseren Partner in Russland, wie auch allen russischen Bürgerinnen und Bürgern Russlands zu danken - zu danken für das Verständnis und die Unterstützung für unsere Arbeit.
Es ist ein sehr großer Akt der Menschlichkeit von Ihnen allen, dass wir trotz all der Not und Schrecken, die das nationalsozialistische Deutschland über Russland gebracht hat, für die deutschen Kriegstoten Friedhöfe in Ihrem Land anlegen dürfen.
Vor 75 Jahren kapitulierte in Berlin die deutsche Wehrmacht. Der Sieg der Roten Armee beendete nicht nur den verbrecherischen Angriffs- und Vernichtungskrieg, vielmehr befreite die Rote Armee auch Deutschland von den Schrecken der Nazi-Diktatur. Dass Deutschland trotz all seiner Verbrechen wieder ein anerkanntes Mitglied der Staatengemeinschaft werden durfte, ist auch Russland zu verdanken.
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und ich persönlich sind sehr dankbar dafür, dass unsere beiden Länder nun schon über 25 Jahre in enger Partnerschaft zusammenarbeiten, um die deutschen Kriegstoten zu bergen und ihnen würdige Ruhestätten zu geben. Dies ist wichtig für die Angehörigen und Familien, aber auch für die Gesellschaft insgesamt. Indem wir die Biographien der Menschen erforschen, begreifen wir, was Krieg bedeutet. Indem wir ihre Geschichten erzählen, bewahren wir sie vor dem Vergessen und helfen kommenden Generationen daraus zu lernen.
So bekennen wir uns zu unserer Geschichte und zu unserer historischen Verantwortung. So tragen wir zur Versöhnung über den Gräbern und zum Frieden zwischen unseren Völker bei. Das ist das Fundament, auf dem wir unsere gemeinsame Zukunft aufbauen.
Deshalb bin ich sehr froh, dass das Auswärtige Amt den Volksbund mit der Aufgabe betraut hat, gemeinsam mit deutschen und russischen Partnern das Projekt „Sowjetische und deutsche Kriegsgefangene und Internierte“ durchzuführen.
Millionen sowjetischer Soldaten wurden unter unmenschlichen Bedingungen in deutschen Lagern gefangen gehalten, schikaniert und durch Zwangsarbeit ausgebeutet oder dem Tod durch Hunger und Krankheiten überlassen. Das ungeheure Ausmaß dieser verbrecherischen Politik wurde über Jahrzehnte leider kaum beachtet.
Glücklicherweise gibt es zu dieser Thematik inzwischen intensive Forschungsarbeiten, die noch lange nicht abgeschlossen sind, sowie humanitäre Projekte und gedenkkulturelle Initiativen. Viele Archive und Millionen Akten müssen noch zusammen mit unseren Partnern erschlossen und der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden.
Die Dokumente aus dem deutschen Bundesarchiv, die wir heute übergeben können, sind ein Baustein im großen digitalen Gedächtnis, das wir gemeinsam erarbeiten.
Ich danke all denen, die dies bisher möglich gemacht haben und daran auch in Zukunft intensiv weiterarbeiten werden.