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Grußwort von Außenminister Heiko Maas anlässlich der deutsch-russischen Podiumsdiskussion „Die Tragödie der Kriegsgefangenschaft: Die Suche nach personenbezogenen Informationen zu sowjetischen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkriegs“
Außenminister Heiko Maas, © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Monika Skolimowska
In wenigen Tagen jährt sich der deutsche Überfall auf die Sowjetunion – und damit eines der schlimmsten Kapitel des sogenannten „Vernichtungskriegs im Osten“ – zum 80. Mal. Für begangenes Unrecht und nationalsozialistische Gräueltaten trägt Deutschland eine historische Verantwortung. Die Aufarbeitung der Taten, aber auch das gemeinsame Gedenken und Erinnern war und bleibt für uns entscheidend. Das deutsch-russische Regierungsprojekt zur Schicksalsklärung von sowjetischen und deutschen Kriegsgefangenen und Internierten des Zweiten Weltkriegs soll hierzu einen Beitrag leisten.
Mit der heutigen Veranstaltung würdigen wir die für dieses Projekt so wichtige Arbeit der deutschen und russischen Archive. Die gemeinsamen Recherche- und Dokumentationsarbeiten in den Archiven tragen ganz entscheidend dazu bei, dass wir immer mehr menschliche Schicksale klären. Schicksale der mehr als fünf Millionen Gefangenen und der über drei Millionen Internierten, die durch systematische Misshandlungen in deutscher Hand ermordet wurden. Nicht selten ist die Zusammenführung von Dokumenten aus unterschiedlichen Archiven und Beständen die einzig verbleibende Möglichkeit, um die Biografien dieser Menschen zu rekonstruieren. Hinter jeder einzelnen Biographie, die geklärt werden kann, steht ein persönliches Schicksal, das häufig bis heute in den Familien nachwirkt.
Zugleich bereichert die Archiv- und Dokumentenarbeit die Wissenschaft und die historische Bildung.
Ohne die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit der deutschen und russischen Archive wäre dieses Projekt nicht denkbar. Dass die Arbeit in den Archiven in Deutschland und Russland trotz der schwierigen Umstände während der Corona-Pandemie weitgehend fortgesetzt werden konnte, beeindruckt mich dabei ganz besonders. Die Erfolge sind vor allem dem großen Engagement all jener Menschen zuzuschreiben, die in den Archiven in beiden Ländern unermüdlich tätig sind. Als Schirmherr des Projekts danke ich Ihnen hierfür ganz ausdrücklich. Sie haben die besten Voraussetzungen dafür geschaffen, dass wir bei der Erschließung und Aufbereitung dieser wichtigen Informationen auch in Zukunft gute Fortschritte erzielen und somit einen entscheidenden Anteil an der Aufarbeitung der grauenvollen Taten der nationalsozialistischen Diktatur ermöglichen.
Trotz des schmerzhaften Erbes des Zweiten Weltkriegs haben wir mit großer Demut gelernt, dass menschliche Versöhnung möglich ist. Im deutsch-russischen Verhältnis werden wir uns mit aller Kraft dafür einsetzen, diese Versöhnung weiter zu fördern.