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Ansprache des Botschafters von Geyr anlässlich des Empfangs am 3. Oktober 2019

Ansprache des Botschafters von Geyr anlässlich des Empfangs am 3. Oktober 2019

Ansprache des Botschafters von Geyr anlässlich des Empfangs am 3. Oktober 2019, © Nikita Markov

03.10.2019 - Rede

Stenogramm der Rede

Добро пожаловать в День германского единства!
Herzlich willkommen zum Tag der Deutschen Einheit!

Exzellenzen, Eminenzen, sehr geehrte Abgeordnete, Staatssekretäre, Generäle und Admiräle,
sehr verehrte Damen und Herren, liebe Freunde
ich freue mich sehr, dass Sie so zahlreich gekommen sind.

Dabei gibt es zwei Unterschiede zu den Vorjahren:

Zum einen: Vor Ihnen steht ein neuer Botschafter Deutschlands. Ich möchte mich nicht lange vorstellen - stattdessen nur ein Satz, der mir sehr wichtig ist und den ich Ihnen sehr aufrichtig sage: Ich freue mich sehr, hier in Russland, in Moskau zu sein,
Hier zu arbeiten - bei Ihnen und mit Ihnen!

Und zum anderen: Ja, wir feiern heute nicht in unserer schönen alten Residenz sondern in diesem schönen Hotel. Dies ist Renovierungsarbeiten geschuldet, die unsere Residenz dringend braucht. Ich danke dem Hotel Ritz-Carlton, dass es uns heute aufnimmt.

Liebe Freunde,

am 3. Oktober 1990 hat Deutschland seine staatliche Einheit wiedererlangt –
nach Jahrzehnten der schmerzlichen Teilung unseres Landes, unserer Hauptstadt und unseres Kontinents.

Gelungen ist die Wiedervereinigung Dank der friedlichen Revolution in der DDR, bei der mutige Menschen auf die Straße gegangen sind für Recht und Freiheit und für Einigkeit. Gelungen ist sie Dank unserer europäischen und atlantischen Partner und Verbündeten, die uns unterstützt haben, Dank der unbeugsamen Freiheitsbewegungen in vielen Ländern Europas, allen voran Polen und Ungarn, Und wir wissen, dass unsere Wiedervereinigung auch gelungen ist, Dank der Sowjetunion, die damals davon abgesehen hat, einzugreifen. Dafür sind und bleiben wir dankbar.

So ist der 3. Oktober unmittelbar mit dem Fall der Mauer verbunden, der sich in wenigen Wochen, am 9. November, zum 30. Mal jähren wird.

Das Brandenburger Tor in Berlin und die Menschen, die sich an der Mauer glücklich in den Armen lagen –
welch ein Moment der Freude für uns Deutsche,

welch ein Symbol der Freiheit für Europa!

ein Symbol des Willens zum Miteinander auf diesem von Kriegen geschundenen Kontinent.

ein Symbol dafür, dass möglich werden kann, was oft gar nicht mehr möglich scheint,

ein Symbol für die Kraft des Willens zur Freiheit, den Freiheitsrechten für jeden Einzelnen.

Ja, für mich ist das Bild der offenen Mauer in Berlin ein Symbol Europas,
eines Europas das Einheit und Vielfalt verbindet.

Ich möchte diesen europäischen Charakter ganz bewusst unterstreichen, gerade auch weil Deutschland im kommenden Jahr ab Sommer die Ratspräsidentschaft in der Europäischen Union innehaben wird.

Wir werden uns gemeinsam mit unseren Freunden und Partnern in Europa und in der Welt an den Mut und die Klugheit erinnern, die es gebraucht hat um unseren Kontinent wieder zu vereinen, in Frieden und Freiheit.

Wir werden weiter arbeiten am europäischen Einigungswerk, das wirtschaftlichen Wohlstand gebracht hat und das vor allem anderen eines ist:
ein einzigartiges Friedensprojekt!

Ein Gedanke nur:
Gewiss, andere mögen schneller sein mit Entscheidungen – aber ist es nicht faszinierend, dass in der EU fast 30 souveräne und stolze Staaten täglich auf unzähligen Ebenen Kompromisse suchen und finden? Und zwar ohne dass einer der Erste sein will oder muss?

Ist dies in unserer globalisierten Welt und angesichts all der Herausforderungen, die keine herkömmlichen Grenzen mehr kennen, nicht ein ungeheuer moderner Ansatz?

Gerade auch weil wir wissen, dass Europa weit mehr ist, als die EU.
Ich sage sehr bewusst: Hier in Moskau bin ich in Europa.

Ich wünsche mir, dass uns in der Erinnerung an die Freude über den Fall der Mauer dieses Verständnis leitet: dass wir gemeinsam Verantwortung tragen für Frieden, für Freiheit und für Sicherheit auf unserem Kontinent und darüber hinaus, gerade auch bei den großen Zukunftsfragen, für die sich in diesen Wochen und Monaten junge Menschen auf der ganzen Welt engagieren.

Liebe Gäste,
ich hatte gesagt: ich freue mich hier zu sein.

Hier zu sein, um mit Ihnen gemeinsam die deutsch- russischen Beziehungen zu gestalten, die immer auch ein Teil der europäisch-russischen Beziehungen sind.

Ich freue mich auf die vielen Initiativen und Projekte, die wir im Bereich der Kultur und Gesellschaft vor uns haben, wenn wir Menschen zusammenbringen, damit wir uns immer besser kennen und verstehen.

Wir sind mitten im deutsch-russischen Jahr der Wissenschaft und Bildung mit über 100 Projekten und Vorhaben, beeindruckende Projekte für die ich werben möchte, gehen Sie auf unsere Homepage!

Ich freue mich, auf die Zusammenarbeit im Bereich der Wirtschaft, wo es starke Partnerschaften gibt, auch wenn der Rahmen derzeit in einigen Bereichen schwierig ist. Allein über 4500 deutsche Firmen haben einen Sitz in Russland.

Gestatten Sie mir, dass ich diejenigen nenne, die uns am heutigen Abend besonders unterstützen, die Namen allein klingen schon nach Qualität: Ayinger, Claas, Knauf, Merck, Metro, Natur Pur, Siemens, VW - und die Stadt Düsseldorf. Sie alle sind ein starkes Stück deutscher Wirtschaftskraft!

Und ich freue mich auf den politischen Austausch mit den russischen Kollegen:
einen Austausch der, gerade auch in Zeiten in denen wir in manchen bedeutenden Themen nicht übereinstimmen, so wichtig ist. Einen Austausch, bei dem es nicht darum geht zu belehren, sondern die Sicht des Anderen zu verstehen und unsere eigene Sicht zu erklären. Erklären und verstehen wollen, beides gehört zusammen und beides zusammen kann und soll uns voranbringen.

Die Voraussetzungen sind gut.

Denn, einen Satz hat mir mein Vorgänger mitgegeben:
„Russland und Deutschland verbindet weit mehr als es trennt“.

Und, ja: die Sympathie der Menschen in unseren beiden Ländern füreinander ist bemerkenswert – und bewegend.

Liebe Gäste,
Die deutsche und die russische Hymne werden nun gleich gespielt werden von Musikern der Bundeswehr – was mich ganz besonders freut, habe ich doch die vergangenen fünf Jahre im Verteidigungsministerium verbracht.

Ich freue mich, dass heute das Blechbläserquintett des Heeresmusikkorps Koblenz bei uns ist.

Ich wünsche uns allen einen schönen Abend!

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