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Vorwort des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland in der Russischen Föderation, Dr. Géza Andreas von Geyr, für das Jahrbuch zum Schuljahr 2022/23 der Deutschen Schule Moskau
Liebe Schulgemeinde,
liebe Freunde der Deutschen Schule Moskau,
was für ein ganz einmaliges Schuljahr geht zu Ende!
Die DSM ist eine doch sehr andere geworden, unsere Botschaft, zu der sie ja gehört, auch, die deutsch-russischen Beziehungen sind im schlimmsten Zustand seit vielen Jahrzehnten und auch unser Gastland selbst hat sich sehr geändert, auch uns gegenüber.
Der Krieg Russlands gegen die souveräne Ukraine, den die überwältigende Mehrheit der Staaten weiterhin für völkerrechtswidrig hält, hat das Jahr geprägt. Deutschland wird hier als „unfreundliches Land“ kategorisiert, der Ton in Politik und Medien greift uns immer härter an. Das hinterlässt auch an der Schule Spuren.
Die Schulgemeinde ist kleiner geworden, weil viele Familien mit ihren Kindern Russland verlassen haben oder wegen Ausweisungen verlassen mussten. Zudem musste die Schule einer großen Zahl von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kündigen, mit denen sie über viele Jahre hinweg den Schulalltag gut, gerne und vertrauensvoll gestaltet hatte - Grund waren uns aufgezwungene Vorgaben der russischen Regierung, denen viele deutsche Institutionen in Russland Folge leisten müssen.
Ein wahrlich einmalig schwieriges Jahr für die Schule – und die Schule, das sind die Lehrer, Schüler, Eltern, die Leitungs-Gremien, alle Angestellten, die Zuständigen an Botschaft und im Auswärtigen Amt. Bei ihnen allen möchte ich mich bedanken, dass mit all den ständig wachsenden Sorgen so gut wie es nur irgend möglich war umgegangen werden konnte: eine große Leistung, auf die alle stolz sein können.
Besonders danken möchte ich dafür, dass bei all den schwierigen Umständen der hohe Elan unserer Schule und der gute Charakter des Miteinanders nicht gelitten haben – im Gegenteil: viele, sehr viele haben sich mit Kraft und Herz dafür eingesetzt, dass möglichst viel des Spektrums der DSM erhalten werden kann.
Dabei waren das große ehrenamtliche Engagement des Schulvorstandes und das Können von Schulleitung und Geschäftsführern entscheidend, um im schwierigen Fahrwasser mancher Klippe durch frühzeitiges Entgegensteuern auszuweichen.
Was mir besonders imponiert hat: Die Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrer haben sich auch von den widrigsten Umständen nicht aus der Ruhe bringen lassen, haben mit viel Geduld, Ausdauer und Courage gelehrt und gelernt und die DSM als Ort des offenen und toleranten Denkens und des guten Tuns erhalten. Die Abschlussprüfungen haben gezeigt, für welch hohes Qualitätsniveau die Schule weiterhin steht.
Darüber hinaus hat es in diesem Jahr besonders viele Beiträge der Schülerinnen und Schüler zu Veranstaltungen der Botschaft gegeben - bei Gesprächsabenden in der Residenz, beim Volkstrauertag, bei Konzerten, einer Autorenlesung, einer Diskussion mit unseren französischen Freunden, und auch der gemeinsame Weihnachtsbazar gehört dazu. Unsere Veranstaltungen gewinnen dadurch eine ganz besondere kreative Note, die wir weiter pflegen sollten.
All dies zeigt, wie stark die Rolle der Deutschen Schule als einer der Stützpfeiler der deutschen Präsenz in Russland ist und auf Dauer bleiben sollte. Die Botschaft wird sich weiterhin nach Kräften dafür einsetzen und auch die Interessen der Schule in diesen schwierigen Zeiten wahren.
Allen, die unsere Schule nun verlassen – sei es mit einem frischen Abschluss oder aus anderen Gründen: Ich wünsche jedem und jeder von Ihnen viel Glück und Erfolg auf Ihrem weiteren Lebensweg und dass Sie immer gerne und mit Freude an ihre Zeit an der DSM zurückblicken werden - so wie ich selbst, wenn nun meine eigene Zeit in Russland zu Ende geht, die Schulgemeinde und unsere vielen Begegnungen in bester Erinnerung behalten werde.
Ich grüße Sie sehr herzlich!
Ihr
Géza Andreas von Geyr