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Grußwort Botschafter von Geyr anlässlich der Eröffnung der Ausstellung Markus Lüpertz „A small irrational retrospective under the guidance of the artist“

Ausstellung Markus Lüpertz „A small irrational retrospective under the guidance of the artist“

Ausstellung Markus Lüpertz „A small irrational retrospective under the guidance of the artist“, © Moskauer Museum für moderne Kunst

08.12.2021 - Rede

Moskauer Museum für moderne Kunst, Moskau

- Es gilt das gesprochene Wort -

Herr Direktor Tsereteli,
Herr Professor Schwydkoi,
Frau Schiffer
sehr geehrte Damen und Herren,

das Bundeskanzleramt in Berlin ist ein beeindruckendes, modernes Gebäude, es ist ein Ort für kluge Politik und es ist ein Ort, in dem es aus guten Gründen auch viel zeitgenössische Kunst zu sehen gibt, ja zu erleben gibt.

Und ich sage dies sehr bewusst, weil ich selbst einige Jahre dort gearbeitet habe: Die Nähe der Kunst tut der Politik gut.

Für mich war kein Kunstwerk in diesen Räumen so prägend wie eine große Skulptur von Markus Lüpertz: „die Philosophin“.

Auch wenn man oft an diesem Werk vorbeigeht – man geht nicht wirklich daran vorbei. Die Skulptur zieht den Blick an, immer wieder, sie spricht einen an, ist wuchtig, laut, intensiv, offen.

Man kann sich dieser Kunst nicht entziehen, selbst wenn man will.

Dies mein persönlicher Eindruck von der Kraft der Kunst von Markus Lüpertz und von seiner Wirkung.

Herzlichen Dank, Herr Direktor Tsereteli, für die Organisation der wichtigen Ausstellung der Werke von Markus Lüpertz hier im Moskauer MOMA.

In diesem Dank schließe ich Sie, Frau Schiffer und die Galerie Michael Werner, ein. Sie zeigen gemeinsam einen gelungenen Überblick über das Schaffen Markus Lüpertz, der nun schon seit über 60 Jahren die Kunst in Deutschland mitprägt.

Ich freue mich sehr, dass die Ausstellung trotz aller pandemischen Probleme jetzt hier in Moskau stattfinden kann. Das Auswärtige Amt hat sie gerne gefördert, ist sie doch auch ein wichtiges Projekt unseres Deutschlandjahres in Russland.

Deutschlandjahr - das waren gut 1000 Veranstaltungen im ganzen Land, das heißt 1000 Gelegenheiten für Begegnungen mit Deutschland, seiner Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft, und dabei ganz besonders auch der Kunst, wie heute.

Um genauer zu sein: Mit dem Deutschlandjahr geht es uns um Dialog zu Themen, die die Menschen in Deutschland derzeit bewegen.

Genau dazu passt die Kunst Lüpertz bestens.

Und diese Ausstellung ergänzt auch geradezu ideal die Ausstellung „Diversity United“ über Europa, die wir vor wenigen Tagen nicht weit von hier in der Tretjakow Galerie eröffnet haben.

Denn Lüpertz ist gewiss einer der bedeutendsten europäischen Künstler unserer Gegenwart, dessen Werke weltweit Aufmerksamkeit und Beachtung finden.

Seine Kunst beleuchtet in seiner ganz eigenen Art einen besonderen Aspekt zeitgenössischen kreativen Schaffens in Europa.

Sie ist nicht bequem und gefällig. Lüpertz provoziert – er tut dies mit seiner Kunst schon seit den 60er Jahren.

Und dies bringt mich zurück zu meinen anfänglichen Bemerkungen über die Bedeutung der zeitgenössischen Kunst für die Politik: Die Sensibilität der Künstler kann zu wichtigen Fragen des gestern, heute und vor allem des morgen ermutigen, aufrütteln, Anstöße geben, zum Nachdenken anregen, auch bestätigen.

Lüpertz befasst sich ganz besonders mit der deutschen Vergangenheit. Der Weltkrieg, in den er 1941 hineingeboren wurde, kurz vor dem Überfall Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion, hat ihn als Künstler geprägt – seine Auseinandersetzung mit der Unfassbarkeit des Verbrechens ist eine Form der Erinnerungskultur, die uns in Deutschland wichtig ist und bleibt.

So freue ich mich auch darüber, dass diese Ausstellung zum 80. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion nach Moskau kommt. Denn das „Nie wieder“ ist ein essentielles Element der Kunst von Markus Lüpertz.

Nochmals vielen Dank für diese wichtige Ausstellung. Sie zeigt, warum Lüpertz ganz gewiss einer der bedeutendsten Künstler unserer Zeit ist: Die Ausstellung zeigt seine schonungslose Kreativität.

Vielen Dank!

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