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Grußwort von Botschafter von Geyr anlässlich der Eröffnung der Ausstellung Diversity United

Exhibition „Diversity/United“, © picture alliance/dpa/TASS | Vladimir Gerdo
Moskau, Neue Tretjakow-Galerie
- Es gilt das gesprochene Wort –
Frau Tregulowa,
Frau Ministerin,
Professor Schwydkoi,
Herr Großmann,
Exzellenzen,
Liebe Gäste!
Frau Direktorin, liebe Selfira Ismailowna, es ist heute das dritte Mal, dass wir im Deutschlandjahr eine Ausstellung hier bei Ihnen in der Tretjakow Galerie eröffnen. Haben Sie sehr herzlichen Dank für eine ebenso professionelle, wie zugewandte Partnerschaft.
Ich will es nicht kaschieren: meine Freude ist heute ganz besonders groß, dass Diversity United nach Berlin nun hier in Moskau startet. Gut drei Jahre Vorbereitung, mit diversen schwierigen Situationen – es hat sich gelohnt!
Ich bin mir sicher, für die Menschen in Moskau und in Russland wird diese Ausstellung eine höchst interessante Begegnung mit Europa – und damit auch mit sich selbst.
Diversity United - eine grandiose Idee der Stiftung für Kunst und Kultur und deren Vorsitzendem Walter Smerling. Seiner Phantasie und Zielstrebigkeit ist die Ausstellung zu verdanken.
Herr Großmann, Sie leiten den Beirat der Stiftung, nehmen Sie bitte meinen Dank auch für Herrn Smerling entgegen.
Viele haben unterstützt, auch das Deutsche Auswärtige Amt – aber ohne Sponsoren gäbe es eine Ausstellung von diesem Kaliber nicht.
Ich danke stellvertretend für viele Herrn Windhorst als Hauptsponsor.
Sehr geehrter Herr Professor Schwydkoi, lieber Michail Jefimowitsch – ich weiß gar nicht wie oft wir uns in den vergangenen Jahren zu diesem Projekt getroffen und gesprochen haben. Haben Sie vielen Dank für Ihren Einsatz für Diversity United, auch als wichtiges Vorhaben im Deutschlandjahr hier in Russland. Und Ich danke Ihnen auch sehr persönlich für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Daran schließe ich meinen Dank an - an das russische Kulturministerium, an Sie Frau Ministerin, an Kultur-Staatssekretärin Manilowa, und auch an das Außenministerium.
Ich will das schon sehr deutlich sagen: Diese Ausstellung ist auch im hohen Maß ein Ergebnis guter und kluger deutsch-russischer Kulturbeziehungen.
Deutschlandjahr - ich hatte es erwähnt: Diversity United ist ein großer, ein starker Höhepunkt zum Abschluss. Trotz pandemischer und mancher politischer Widrigkeiten haben wir es geschafft, im Deutschlandjahr gut 1000 Veranstaltungen in 70 Städten und Regionen Russlands auf die Beine zu stellen.
1000 Veranstaltungen - das sind 1000 Gelegenheiten für die Menschen zum Kennenlernen Deutschlands, 1000 Gelegenheiten zu Begegnungen, zu Dialog, zum Austausch.
Dabei geht es uns darum, die Vielfalt meines Landes zu zeigen, Deutschland, so wie es heute ist: die Vielfalt unserer Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur – und, wie heute, der Kunst. Und dies auch immer wieder im europäischen Sinn: Deutschland fest verankert in Europa.
Am Anfang der Idee von Diversity United stand auch der Petersburger Dialog. Ich erwähne dies, da die Ausstellung, so wie sie konzipiert ist, nämlich deutsch-russisch, deutsch-russisch-französisch, und zugleich europäisch, zeigt, was der zivilgesellschaftliche Dialog zustande bringen kann, was er leisten kann.
Mit Diversity United findet heute auch ein wichtiges Projekt des Petersburger Dialogs hier in Moskau statt.
Vielfalt und Einheit in einer ganz besonderen Balance - das macht unser kulturelles Europa aus: gemeinsam sich den großen Fragen unseres Zusammenlebens stellen, sich dazu austauschen, gemeinsam überlegen, hier zustimmen, dort anderer Meinung sein.
Und zugleich einig sein, in der Bedeutung, die Vielfalt für uns hat: Vielfalt, das ist Europa - ein Kulturraum, der bitter gelernt hat, wie wichtig es ist, Vielfalt zu akzeptieren. Und zwar die Vielfalt unserer Kultur ebenso wie die Vielfalt von Meinungen.
Europa, das ist ein einzigartiger kultureller Reichtum, seit Jahrtausenden, das sind unterschiedliche Erfahrungen aus hervorragenden und aus furchtbaren Zeiten, das sind Sprachen, Religionen, Geschichte und Geschichten – Europa, das ist das Grundgefühl stolzer Nationalitäten, dass all dies das ist, was uns gemeinsam ausmacht.
Mir geht es um den Blick nach vorne: Europa, da bin ich überzeugt, das ist eine große Chance gerade auch in unserer globalisierten Zukunft - wenn wir den Wert der kostbaren Vielfalt bewahren und schützen: wenn wir Toleranz und Respekt füreinander bewahren.
Mir kommt immer wieder das Wort eines Briten in den Sinn, das all dies so prägnant ausdrückt: „dignity of difference“, die Würde der Unterschiedlichkeit.
Vielleicht ist es genau das, was unseren gemeinsamen Kulturraum Europa in Zukunft mehr denn je ausmachen muss und hoffentlich wird.
Toleranz und Respekt, ohne beides funktioniert das kulturelle Europa nicht. Dies gilt für mein Land, wie für alle anderen, auch für Russland. Überall braucht Vielfalt Schutz. Und weil wir heute hier in Moskau zusammenkommen, will ich doch auch anmerken, dass es meiner Regierung und vielen, sehr vielen Europäern Sorgen macht, dass hier Freiräume für zivile Organisationen und Freiräume für den wichtigen Austausch der Zivilgesellschaft über die Grenzen hinweg, auch mit uns, enger werden - gerade auch in diesen Tagen.
Diversity United: jetzt stehen die Künstler im Mittelpunkt, die uns mit ihrem ganz besonderen Sensorium ihre Gedanken zu Europa zeigen.
Das ist die starke Botschaft des heutigen Tages: Die Künstler zeigen uns, dass das Miteinander bei ihnen funktioniert. Sie präsentieren gemeinsam prächtige aktuelle Kunst Europas, sie zeigen uns im besten Sinn europäische zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit. Ja, im gewissen Sinn weisen diese Künstler der Diplomatie und der Politik den Weg.
Deshalb zum Schluss:
Als deutscher Botschafter bin ich stolz, dass wir im Deutschlandjahr, nach Berlin, jetzt hier in Moskau und später in Frankreich eine Ausstellung mit wahrhaft europäischem Charakter zeigen. Mit 90 teils weltbekannten Künstlern aus 34 Ländern, dabei genauso Deutschen wie Russen.
Ich bin mir sicher, die Menschen in Moskau und Russland werden neugierig sein auf diese Ausstellung, auf viele Diskussionen und Workshops im Begleitprogramm der kommenden Monate, auf Anregungen, auf Zustimmung und auf Widerspruch – so wie Europa und unsere Gegenwart eben sind.
Die Menschen in Moskau können neugierig sein auf Begegnungen mit Europa und dabei mit sich selbst.