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Grußwort von Botschafter von Geyr für die Sonderausgabe der russischen Zeitung Rossijskaja Gaseta

Botschafter Dr. Géza Andreas von Geyr

Botschafter Dr. Géza Andreas von Geyr, © Nikita Markov

09.06.2020 - Namensbeitrag

Deutschland und Russland stehen, wie nahezu die ganze Welt, vor einer doppelten Herausforderung: die weltweite Pandemie, die als globales Problem mit größten länderübergreifenden Anstrengungen wird bekämpft werden müssen. Und ein massiver Einbruch der Wirtschaft und des Handelsaustauschs, die wohl schwerste weltweite Rezession seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Und beides wird erhebliche soziale Folgen mit sich bringen, auch diese mit grenzüberschreitendem Charakter.

Die Regierung der Russischen Föderation, die deutsche Regierung wie auch die Europäische Union haben bereits umfangreiche, teils epochale Maßnahmen zur Abmilderung der wirtschaftlichen Konsequenzen auf den Weg gebracht. In Deutschland wurde das größte Hilfspaket in der Geschichte der Bundesrepublik geschnürt. Es schließt Kredite, Garantien und direkte Zuschüsse für Unternehmen, unabhängig von Sektor und Beschäftigtenzahl, ein. Zugleich wird die Überwindung der Krise das prägende Thema auch der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020.

Die massiven und vielfältigen Unterstützungsmaßnahmen der EU kommen auch den deutschen Unternehmen zugute, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten gerade auch in Russland investiert haben. Allein 2019 betrugen die deutschen Direktinvestitionen in Russland 2,6 Mrd. Euro. Dabei erstreckt sich das Engagement auf die gesamte Breite der deutschen Wirtschaft, ich nenne nur den Fahrzeugbau, die Pharmaindustrie, den Maschinenbau oder die Energiewirtschaft.

Viele deutsche Unternehmen sind in Russland nicht nur wichtige Arbeitgeber und Steuerzahler, sondern sie leisten auch einen substanziellen Beitrag zum praktischen Technologietransfer. Umso wichtiger ist es, dass gerade auch die ausländischen, seit langem in Russland verwurzelten Investoren gleichberechtigt Zugang zu hiesigen Unterstützungsleistungen auf föderaler und regionaler Ebene erhalten. Denn: Nicht-Diskriminierung ist ein Gebot der Fairness und des guten Umgangs mit den Unternehmen, die sich hier zur Lokalisierung von Produktion bekannt haben.

Ein weiterer Punkt, der unserer Aufmerksamkeit bedarf: die Einreise-Restriktionen zur Bekämpfung der Ansteckungsgefahr haben dazu geführt, dass eine Reihe von deutschen und europäischen Managern, die dringend zur Leitung ihrer Unternehmensgeschäfte in Russland gebraucht werden, derzeit hier nicht einreisen können. Die Russisch-Deutsche Auslandshandelskammer und der Ost-Ausschuss - Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft haben zusammen mit der Association of European Business und den Partnerorganisationen aus Italien, Frankreich und Österreich den hiesigen Behörden bereits konkrete Vorschläge für Ausnahmeregelungen unterbreitet. Gemeinsam mit ihnen setzen wir uns auch als hiesige europäische Diplomatie für Verbesserungen ein.

Bei allen Problemen und Herausforderungen sollten wir jetzt den Blick vor allem auch nach vorne richten: Wohl gerade zur rechten Zeit kommt das Deutschland-Jahr in Russland, das zu Ende dieses Sommers beginnen wird und das wir gemeinsam als Plattform nutzen wollen: um dem Miteinander nach der Corona-Zwangspause wieder Schwung und Elan zu geben, gerade auch unseren Wirtschaftsbeziehungen.

Es wird für uns alle, insbesondere auch für die Unternehmen, eine gute Gelegenheit sein, gemeinsam die Sichtbarkeit Deutschlands in ganz Russland zu nutzen und vor allem zukunftsorientierte Themen zu fördern. Ebenso wird auch das kommende deutsch-russische Themenjahr „Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung“, das gegen Jahresende beginnen soll, beste Anknüpfungspunkte für neue, zukunftsgewandte deutsch-russische Ideen und Aktivitäten bieten.

Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass wir unsere auf einem breiten Fundament fußenden Beziehungen in den nächsten Monaten trotz – nein, gerade wegen den Folgen der Pandemie weiter ausbauen und mit neuen Ideen voranbringen!

Российская газета - Спецвыпуск № 123(8177) от 9 июня 2020 г.

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