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Humboldt-Jubiläum in Russland

Ausstellung „Humboldt und Russland“ im Rjumanzew-Lesesaal

Ausstellung „Humboldt und Russland“ im Rjumanzew-Lesesaal, © Deutsche Botschaft Moskau

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Weltweit wird derzeit der 250. Geburtstag des Universalgelehrten und Forschers Alexander von Humboldt begangen – auch in Russland. Hier gibt es nämlich ein besonderes Humboldt-Jubiläum zu feiern.

Botschafter von Geyr und der Rektor der Staatlichen Lomonossow-Universität Moskau, Prof. Viktor Sadownitschij
Botschafter von Geyr und der Rektor der Staatlichen Lomonossow-Universität Moskau, Prof. Viktor Sadownitschij© Deutsche Botschaft Moskau

Vor genau 190. Jahren unternahm er seine berühmte Forschungsreise durch Russland. Sie führte ihn über 9 Monate und über 16.000 km quer durch das große Land bis an die chinesische Grenze. Mit zahlreichen Experimenten und Untersuchungen gewann er wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse. Viele sind dabei von verblüffender Aktualität. So sagte Humboldt anhand der von ihm beobachteten Abholzungen und industriellen Abgas-Emissionen einen menschengemachten Klimawandel voraus – vor fast 200 Jahren.

Viele russische und deutsche Institutionen nahmen die Jubiläen zum Anlass, in gemeinsamen Veranstaltungen und mit Unterstützung der Deutschen Botschaft an die Russland-Reise zu erinnern. Sie erfolgten im Rahmen des deutsch-russischen Jahres der Hochschulkooperation und Wissenschaft.

Botschafter von Geyr und der Rektor der Staatlichen Lomonossow-Universität Moskau, Prof. Viktor Sadownitschij, eröffneten am 20.09. das internationale Symposium „Das Erbe Alexander von Humboldts heute“. Die eintägige deutsch-russische Konferenz fand im Kaisersaal der Lomonossow-Universität statt – in demselben Saal, in dem Humboldt 1829 ein begeisternder Empfang zuteil wurde. Der große russische Poet Alexander Herzen war Augenzeuge dieser Festveranstaltung und beschreibt sie anschaulich in seinen Memoiren. Botschafter von Geyr würdigte das stetige Streben Alexander von Humboldts nach einem Erkenntnisgewinn über Grenzen hinweg.

Ausstellung „Humboldt und Russland im Rjumanzew-Lesesaal
Ausstellung „Humboldt und Russland“ im Rjumanzew-Lesesaal© Deutsche Botschaft Moskau

Am 26.09. eröffneten Botschafter von Geyr und der Generaldirektor der Russischen Staatsbibliothek, Vadim Duda, die Ausstellung „Humboldt und Russland“. In einem gemeinsamen Forschungsvorhaben haben Germanistik-Studentinnen der Russischen Staatlichen Geisteswissenschaftlichen Universität unter Leitung von Prof. Natalia Rostislawlewa und Mitarbeiter der Staatsbibliothek das dort vorhandene Erbe Humboldts erforscht. Die Ergebnisse wurden in Form einer faszinierenden Ausstellung im Rjumanzew-Lesesaal präsentiert. Sie enthält Original-Briefe und Aufsätze von Humboldt; ebenso Erstausgaben seiner Werke auf Deutsch und Russisch. Eine Bibliographie fasst die gesamten Bestände der Staatsbibliothek an Humboldt-Titeln zusammen.

Das Deutsche Historische Institut Moskau richtete am 27.09. einen Vortragsabend aus. Der renommierte Humboldt-Forscher und Autor des kürzlich erschienenen Buches „Die Russland-Expedition: Von der Newa bis zum Altai“ Prof. Dr. Oliver Lubrich nahm die zahlreichen Zuhörer mit auf die berühmte Reise Humboldts im Jahre 1829. Er würdigte dabei die vielen wissenschaftlichen Erkenntnisse der Expedition. Zudem kündigte er an, dass die umfangreichen Tagebuch-Aufzeichnungen, die Humboldt während seiner Reise durch Russland vornahm und bislang unveröffentlicht waren, durch eine Forschungsgruppe der Akademie der Wissenschaften in Berlin herausgegeben werden sollen. Einen Tag später faszinierte Prof. Lubrich die Teilnehmer des Festivals der deutschen Sprache und deutschsprachigen Literatur an der Rudomino-Bibliothek mit seinen Einblicken in den Menschen Humboldt.

Humboldt-Forscher Prof. Dr. Oliver Lubrich
Humboldt-Forscher Prof. Dr. Oliver Lubrich© Deutsche Botschaft Moskau

Unter dem Titel „Alexander von Humboldt: russisches Erbe“ fand vom 06.-09.10. ein Humboldt-Kolleg statt. Es wurde von der Alexander von Humboldt-Stiftung, der Russischen Akademie der Wissenschaften, dem Internationalen Verband der Deutschen Kultur, dem Moskauer Humboldt-Club und dem Institut für Wissensenergie organisiert. Mit wissenschaftlichen Vorträgen und Diskussionen erörterten die Teilnehmer, disziplinübergreifend und damit ganz im Geiste Humboldts, die Bedeutung der Expedition für die deutsch-russischen Wissenschaftsbeziehungen. Die „Moskauer Gespräche“ des Deutsch-Russischen Forums, des Deutschen Akademischen Austauschdienstes und der Moskauer Deutschen Zeitung am 10.10. beleuchteten die Bedeutung der Russland-Reise für die Russlanddeutschen.

Den Abschluss des Humboldt-Gedenkjahres in Moskau wird die Aufführung des Theaterstücks „Was die Welt im Innersten zusammenhält“ markieren, dass die russlanddeutsche Regisseurin und Schauspielerin Monika Gossmann geschrieben und eindrucksvoll inszeniert hat. Die Premiere des Theaterstückes in Omsk fand große Beachtung in der regionalen Kulturszene sowie in den regionalen Medien. Weitere Aufführungen des Schauspiels sind am 3. November in Moskau, am 5. November in Bayreuth sowie am 8. November in Berlin vorgesehen.

Übrigens:
Die Ergebnisse seiner Expedition hielt Humboldt 1834 in einem dreibändigen Werk fest: „Zentral-Asien: Untersuchungen zu den Gebirgsketten und zur vergleichenden Klimatologie“. Sein großer Wunsch war, es in die russische Sprache übersetzen zu lassen. Dieser Wunsch ging nur zum Teil in Erfüllung: bis 1917 wurde nur der erste Band ins Russische übertrage. Die beiden anderen Bände warten noch darauf, vom russischen Leser entdeckt zu werden…..

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