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Ansprache des Botschafters von Geyr zum Volkstrauertag

Botschafter von Geyr legt Kranz am Gedenkstein nieder

Botschafter von Geyr legt Kranz am Gedenkstein nieder, © Deutsche Botschaft Moskau

17.11.2019 - Rede

Kriegsgräberfriedhof Moskau-Ljublino, 17.11.2019

Sehr geehrter Veteranen,
meine Damen und Herren Militärattachés,
Soldatinnen und Soldaten,
Sehr geehrte Damen und Herren,

in diesem Jahr haben wir des Ausbruchs des zweiten Weltkrieges gedacht, im kommenden Jahr werden wir den Jahrestag des Endes dieses Krieges begehen. Eines Krieges, der vom nationalsozialistischen Deutschland ausging. Eines Krieges, der ein unmenschliches Leid über Europa brachte, über die Welt und dabei ganz besonders auch über die Völker der damaligen Sowjetunion und über Russland, das unter enormen Opfern ganz wesentlich dazu beigetragen hat, den Nationalsozialismus zu besiegen.

Friedhof Ljublino
Friedhof Ljublino© Deutsche Botschaft Moskau

Die Zahlen der Toten dieses Krieges und der an Körper und Seele Verwundeten sind in ihrer Dimension unfassbar – und unfassbar bleibt für uns der Schmerz der Menschen, der Familien, der Kameraden, der Schmerz des ganzen Landes.

Wir verneigen uns heute vor den Toten dieses Soldatenfriedhofs, vor den Toten der Kriege und aller Opfer von Gewaltherrschaft, an diesem Tag, den wir in Deutschland als „Volkstrauertag“ begehen. Wir trauern um viele Millionen und wir trauern um jeden Einzelnen.

Ich bin sehr dankbar, dass wir Deutsche diesen Tag hier in Moskau mit Ihnen allen gemeinsam begehen können, mit Ihnen allen aus Russland und aus vielen anderen Ländern.

Dies ist für mich und für uns ein großes Zeichen der Versöhnung – und seien Sie versichert: Wir wissen, wie kostbar diese Versöhnung ist. Und gerade den Veteranen unter Ihnen möchte ich dafür von Herzen danken.

Ein bewegendes Zeichen der Bereitschaft zur Versöhnung ist auch die Errichtung und die Pflege deutscher Soldatenfriedhöfe in Russland.

Dies ist nur möglich, weil Menschen dieses Landes uns geholfen haben und weiterhin dabei unterstützen, hier gefallene deutsche Soldaten zu finden und in Würde zu begraben. Viele bleiben anonym, viele sind noch nicht gefunden, aber einige Familien können Ruhe finden in der Gewissheit, einen Ort zur Trauer zu haben.

Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich dem Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge danken, stellvertretend Ihnen, Herr Krause, und unseren russischen Partnern, für Ihr jahrelanges schwieriges, aber auch menschlich so wichtiges Engagement!

So gedenken wir heute aller, die auf diesem Friedhof begraben liegen, wir gedenken der Soldaten aller Seiten, die in den Kriegen ihr Leben lassen mussten. Wir trauern mit den Familien und Freunden. Wir gedenken der vielen Millionen ziviler Opfer von Krieg, Krankheit und Hunger.

Botschafter von Geyr
Botschafter von Geyr© Deutsche Botschaft Moskau

Ich sage dies gerade auch unter dem bewegenden Eindruck des Museums über die furchtbare Blockade von Leningrad, das ich gestern in Sankt Petersburg besucht habe, und wir gedenken aller Opfer von Diktaturen und Gewaltherrschaft.

Gestatten Sie mir noch einen Gedanken, der mir wichtig ist: Unser gemeinsames Gedenken heute ist mehr als Erinnerung, ist mehr als Trauer. Und auch die Pflege dieser Gräber ist mehr als eine Beschäftigung mit der Vergangenheit.
Dieses gemeinsame Tun ist auch eine Beschäftigung mit der Zukunft.

Hier gemeinsam an den Gräbern zu stehen lässt uns das hohe Gut der Versöhnung spüren. Hier gemeinsam an den Gräbern zu stehen lässt uns die Verantwortung für den Frieden spüren. Lassen Sie uns in der Erinnerung an die Toten, und angesichts der vielen Konflikte und Krisen in der heutigen Welt, ganz besonders sorgsam mit beiden umgehen.




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