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Rede von Ständiger Vertreterin des Botschafters, Frau Beate Grzeski, zum Volkstrauertag am 15.11.2020

Volkstrauertag 2020

Volkstrauertag 2020, © Deutsche Botschaft Moskau

15.11.2020 - Rede

Kriegsgräberfriedhof Moskau-Ljublino, 15.11.2020

Ständige Vertreterin des Botschafters, Frau Beate Grzeski
Ständige Vertreterin des Botschafters, Frau Beate Grzeski© Nikita Markov

Sehr geehrte Veteranen,
Soldatinnen und Soldaten,
sehr geehrte Damen und Herren,

ich danke Ihnen für Ihre Anwesenheit an dieser Stätte an einem Tag, an dem wir aller Opfer von Krieg, Gewalt und Terror weltweit gedenken.
Er verpflichtet uns, das Vergangene nicht zu vergessen und all derer zu gedenken, die unter Unmenschlichkeit leiden mussten.

Wir gedenken heute der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.

Vor 75 Jahren endete der von Deutschland entfesselte 2. Weltkrieg, der mehr als 60 Millionen Männern, Frauen und Kindern den Tod brachte und die Ermordung unzähliger jüdischer Bürger Europas.

Heute ist es an uns, die mahnende Erinnerung an die deutschen Verbrechen während des 2. Weltkriegs wach zu halten und an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben.

Zum Erinnern gehört auch der offene Dialog und das gemeinsame Aufarbeiten. Es ist gut, dass Deutschland und Russland heute gemeinsam daran arbeiten, den Kriegsgefangenen des 2. Weltkrieges beider Seiten ihre Namen und Biographien zurückzugeben.
Während des Zweiten Weltkriegs gerieten alleine über fünf Millionen sowjetische Soldaten in deutsche Kriegsgefangenschaft. Mehr als drei Millionen von ihnen fielen den unmenschlichen Bedingungen der Gefangenschaft zum Opfer, viele wurden ermordet. Der deutsche Umgang mit sowjetischen Kriegsgefangenen zählt zu den bedrückendsten Kapiteln des Zweiten Weltkriegs.

In sowjetische Kriegsgefangenschaft gerieten über 3 Millionen deutsche Soldaten, mehr als eine Million kamen ums Leben.

Mit der diesjährigen Übergabe eines ersten Teils von bisher noch nicht erschlossenen Daten sowjetischer Kriegsgefangener und Internierter des Zweiten Weltkriegs aus dem deutschen Bundesarchiv an Russland ist ein weiterer wichtiger Schritt in der gemeinsamen Aufarbeitung der Geschehnisse gemacht, der die besondere gemeinsame Geschichte unserer beiden Länder unterstreicht.

Wir Nachgeborenen stehen vor der Aufgabe, die Schrecken der Geschichte nicht vergessen zu lassen, die Erinnerung an sie zu bewahren und die Lehren aus ihr für die Zukunft zu ziehen. Die Opfer verpflichten uns, Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit zu ächten und jeder Art des Hasses und kollektiver Schuldzuweisung entschieden entgegenzutreten.

Heute gilt – mehr denn je – Widerstand gegen das Vergessen zu mobilisieren und dem „Nie wieder Krieg“ eine über Generationsgrenzen hinweg feste Verankerung zu geben.


Sehr geehrte Gäste,

der Volkstrauertag ist ein Tag der Erinnerung an Krieg und Gewalt und des Gedenkens an die Toten. Wir verneigen uns in Trauer vor ihnen und bleiben ihnen verbunden in der dauerhaften Verpflichtung für Frieden, Freiheit, Demokratie und Menschlichkeit.

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