Willkommen auf den Seiten des Auswärtigen Amts

Videogrußbotschaft von Staatsministerin Müntefering zur Eröffnung der Ausstellung „Eisenzeit – Europa ohne Grenzen“

10.11.2020 - Rede

am 10.11.2020 in der Eremitage in St. Petersburg

Videogrußbotschaft von Staatsministerin Müntefering zur Eröffnung der Ausstellung „Eisenzeit – Europa ohne Grenzen“ in St. Petersburg

Exzellenzen,
meine Damen und Herren,

Ein Europa ohne Grenzen. Das ist nicht nur eine politische Vision, sondern das war auch schon einmal gelebte Realität. Im ersten Jahrtausend vor Christus begannen Menschen damit, Eisen zu verhütten. Die Eisenzeit in Europa war eine Zeit des Austauschs und der Mobilität. Durch Handel und Austausch setzten sich Menschen und Ideen in einer bis dahin nie gekannten Geschwindigkeit in Bewegung.

Die Zeugnisse dieses Austauschs sehen wir in dieser Ausstellung. Die archäologischen Funde erzählen von den Anfängen eines gemeinsamen europäischen Kulturraums. Dieser Kulturraum überspannte viele Länder, die damals noch gar nicht existierten. Deshalb zeigt diese Ausstellung nicht nur eine Zusammenarbeit über Grenzen hinweg. Sie ist auch ein Ergebnis davon.

Die Eremitage St. Petersburg, das Puschkin-Museum Moskau, das Historische Museum Moskau und das Museum für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin arbeiten schon seit vielen Jahren zusammen. Ohne die Wertschätzung und das Vertrauen, das über Jahre entstanden ist, wäre eine solche Ausstellung nicht möglich gewesen.

Denn lange Zeit waren die Ausstellungsstücke gar nicht öffentlich zugänglich. Nach dem Angriffskrieg, den das nationalsozialistische Deutschland entfesselte, rückte ein Europa ohne Grenzen erst einmal in weite Ferne. Viele der Ausstellungsstücke, die wir heute wieder vereint sehen, kamen nach Kriegsende in die Sowjetunion.

Mit der heute beginnenden Ausstellung werden sie erstmals wieder einer breiten Öffentlichkeit und der internationalen Forschung zugänglich gemacht.

Das zeigt, dass trotz unterschiedlicher Rechtsauffassungen zu kriegsbedingt verlagerten Kulturgütern Lösungen für eine konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland möglich sind.

Meine Damen und Herren,

Die politischen Beziehungen zwischen unseren Ländern sind derzeit nicht ganz einfach.

Die Ausstellung unterstreicht unseren Willen, den kulturpolitischen Austausch mit Russland trotz der derzeitigen politischen Differenzen fortzusetzen. Sie soll dazu beitragen, Raum für Begegnung und Austausch zu schaffen.

Die Bundesregierung fördert deshalb die Ausstellung im Rahmen des laufenden Deutschlandjahres in Russland. Wir sind überzeugt: Der Austausch zwischen unseren Gesellschaften darf nicht abreißen. Das ist gerade jetzt wichtig.

In Zeiten von Corona ist Austausch eine besondere Herausforderung. Wenn Reisen über Grenzen hinweg schwierig ist, ist auch grenzüberschreitender Austausch nicht leicht.

Die gute Nachricht aber ist: Mit viel Kreativität und Einsatz haben Menschen in diesem Jahr Konzepte entwickelt, wie Austausch auch im digitalen Raum gelingen kann. Und diese Ausstellung ist ein gutes Beispiel dafür. Denn die Ausstellungsstücke kann man sich nicht nur in Russland anschauen, sondern auch virtuell an seinem Schreibtisch; und zwar auf der ganzen Welt.

Vielen Dank für Ihre Offenheit und Bereitschaft, solche neuen Wege zu gehen, um die Ausstellung möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Ich bin mir sicher: Diese Ansätze werden auch in Zukunft unsere gemeinsame Kulturarbeit bereichern.

Denn auch jenseits von Corona geht es darum, Museumsarbeit international zu vernetzen. Deshalb arbeiten wir daran, den Museumsaustausch noch stärker zu unterstützen.

Meine Damen und Herren,

ein so breites Gemeinschaftsprojekt hat viele Mütter und Väter. Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank! Besonders bedanken möchte ich mich aber bei Ihnen, lieber Herr Piotrowksi und lieber Herr Parzinger. Es ist nicht zuletzt ihrem großen persönlichen Engagement zu verdanken, dass wir diese Ausstellung heute eröffnen können. Ein echter Lichtblick in einer gerade für das Kulturleben für uns alle ziemlich dunklen Corona-Zeit.

Vielen Dank auch dem Petersburger Dialog mit seiner Arbeitsgruppe Kultur. Dieser hat der deutsch-russischen Museumskooperation immer wieder neue Impulse verliehen und sich fortwährend für die gesellschaftliche Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Länder einsetzt.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Ausstellung über unsere gemeinsame Menschheitsgeschichte in Europa! Und ich hoffe, dass ein Europa ohne Grenzen und Gräben in unseren Köpfen nicht nur ein Kapitel der Vergangenheit bleibt, sondern auch unsere gemeinsame Zukunft prägt. Es liegt an uns allen, dass uns das gelingt.

nach oben